SkyWing ARS 300 67 Zoll V2 von Braeckman Modellbau

DIE UNBEKANNTE SCHÖNE

TEST

Wer hat schon mal von der Ducreux- Foulon ARS 300 gehört? Ich habe die schicke Kunstflugmaschine beim Stöbern im Internet auf der Seite von Braeckman Modellbau als ARF-Modell von Skywing in verschiedenen Größen und Farbvarianten gefunden. Über das Original ist leider nicht viel zu erfahren, aber die schicke Französin sticht optisch aus dem Kader der bekannten Kunstflugzeuge heraus. Die Ambitionen der ARS 300 von Braeckman sind der klassische sowie der 3D-Kunstflug. Amors Pfeil erwischte mich zielsicher und ich war gespannt, die hübsche Dame kennenzulernen.

Nach einem Gespräch mit Stefan Eitdorf von Braeckman Modellbau entschied ich mich für die Skywing ARS 300 V2 mit 67“ Spannweite in der weiß/blau/grünen Version in Verbindung mit den passenden CLI- Servos und dem T-Motor-Antriebset für den FMT-Test. Das Gesamtpaket von Braeckman enthielt des Weiteren noch eine T- Motor CFK-Luftschraube und die passenden Alu-Servoarme.

Madame und ihre Accessoires

Die ARS 300 bietet die Möglichkeit, das Seitenruder direkt oder per Stahlseilen anzulenken. Die Höhenruderblätter werden entweder mit einem CFK-Stab verbunden und mit einem Standard-Servo oder einzeln mit zwei Mini-Servos angelenkt. Ich entschied mich für die klassische Seilanlenkung des Seitenruders und zwei Höheruder-Servos.

Die schicke Madame wurde in einem äußerst stabilen Karton geliefert und war transportsicher verpackt. Die Qualität der einzelnen Teile ist hervorragend. Der Rumpf, die Tragflächenhälften, die Höhenruderhälften und das Seitenruder sind in Holzbauweise gefertigt und mit Bügelfolie in mehreren Farben bespannt. Der sehr leichte Rumpf ist mit seinen vielen CFK-Verstärkungen sehr torsionssteif und ermöglicht durch die große Kabinenhaubenöffnung einen komfortablen Einbau der Technik. In dem abnehmbaren Kabinenhaubenrahmen ist ein Cockpit mit Instrumentenbrett angedeutet, ein Pilot hat auch schon darin Platz genommen.

Der Rumpfrücken ist an der Oberseite mit EPP verstärkt. Die Tragflächenhälften liegen in passenden Transporttaschen aus alukaschierter Luftpolsterfolie. In diesen mit Stoffkantenband vernähten Transporttaschen sind mehrere Fächer für die SFGs und das Steckungsrohr vorhanden. An den Tragflächen- und Höhenruderhälften sind die Ruder fertig angeschlagen und der kleine Spalt an den Scharnierleisten ist mit Folie zugebügelt.

Für ein sicheres Verlegen der Servokabel sind in den Wurzelrippen Gummitüllen eingelassen. Für den Anschluss zum Rumpf liegen zwei Servoverlängerungskabel dem Bausatz bei. Das Seitenruder ist noch nicht montiert und wird später mit Stiftscharnieren am Rumpf befestigt. Das Hauptfahrwerk ist aus CFK gefertigt, farblich passend lackiert und mit sämtlichen Bohrungen versehen. Das CFK-Spornfahrwerk wird vom Seitenruder mitgenommen. Alle Steckungsrohre sind aus CFK gefertigt.

Das filigran gebaute Heck mit dem formgebenden EPP- Rumpfrücken ist durch die CFK-Verstärkungen sehr stabil und torsionssteif.

Die Motorhaube, die Radschuhe und Fahrwerksverkleidungen sind in GFK gefertigt und passend lackiert. Am Motordom sind die Befestigungslöcher für die Motormontage schon gebohrt und in der Motorhaube befinden sich an den oberen Lufteinlässen Airboxen aus EPP, welche die einströmende Luft auf den Motor leiten. Dazu liegt noch ein montagefertig ausgefräster und lackierter Spinner bei, außerdem gefräste EPP-Platten, aus denen man eine Airbox zusammensetzt, die den Luftstrom der unteren Motorhaubenöffnung direkt auf den Regler leitet. Befestigungsmaterial, Räder und Radachsen komplettieren den Bausatzinhalt.

Vorbereitungen für das Date

Zu den Montagearbeiten gehören wie gewohnt die Installation der Technik, das Einkleben der Ruderhörner und der Sei-tenruderscharniere, das Anlenken der Ruder sowie die Montage von Motorhaube und Fahrwerk. Die Fahrwerke sind vorgebohrt und im Rumpf Einschlagmuttern eingelassen.

Das Runde muss ins Eckige, in diesem Fall nicht Ball und Tor, sondern Verbindungsstäbe und Aufnahme.
Alle Servoschächte sind für Servos der Mini- und Standard-Größe vorbereitet. Bei Verwendung von Standard-Servos sägt man den Rahmen einfach an den vorgefrästen Linien aus. Dazu wird noch die Servo-Einbaurichtung angezeigt.
Das Freilegen und Fetten der Scharniere verbessert die Leichtgängigkeit.
Das Freilegen und Fetten der Scharniere verbessert die Leichtgängigkeit.

Die Ruder der Tragflächen und des Höhenleitwerks waren etwas schwergängig, deshalb habe ich mit einem scharfen Mes- ser die Bügelfolie über den Scharniergelenken entfernt. Möglicherweise war etwas Heißsiegelkleber der Folie auf die Scharniergelenke gekommen. Ich habe einen Tropfen Teflon-Fett auf jedes Gelenk gegeben und nach mehrmaligem Bewegen waren die Ruder leichtgängig. Wahrscheinlich hätte sich der Klebstoff von selbst gelöst, Der große abnehmbare Kabinenhaubendeckel bietet einen komfortablen Zugang zu Flugakku und Technik. da er nur oberflächlich auf dem Gelenk vorhanden war – geschadet hat das Fetten der Gelenke jedenfalls nicht. Die Ruderhörner wurden mit Harz in den Rudern eingeklebt.

Das Spornrad wird vom Seitenruder per Stahldraht mitgeführt und erleichtert das Handling am Boden. Die Ruderanlenkungen sind herstellerseitig perfekt vorbereitet, das Zubehör qualitativ sehr hochwertig.
Das Spornrad wird vom Seitenruder per Stahldraht mitgeführt und erleichtert das Handling am Boden. Die Ruderanlenkungen sind herstellerseitig perfekt vorbereitet, das Zubehör qualitativ sehr hochwertig.

Die CFK-Stäbe der Höhenleitwerkssteckung werden in viereckige Lagerungen im Rumpf und den Höhenleitwerk eingeharzt. Das schaut erst ungewöhnlich aus, funktioniert aber bestens. Wer sich für die Lösung mit einem Höhenruder-Servo entscheidet, muss den Servorahmen auf die Größe eines Standard-Servos aufräsen und die Höhenruderblätter mit dem dafür beiliegenden CFK-Stab verbinden.

Das Auge isst mit

Das T-Motor-Antriebsset ist schon in der Verpackung eine Augenweide. Es besteht aus dem Motor, Regler, einem kleinen Lüfter, einer 16×8-CFK/Kunststoff-Hybrid- Luftschraube, allen Steckern und Buchsen inklusive Schrumpfschlauch und Kabelbindern. Ich habe bei Braeckman dazu noch die passende 16×8-CFK-Luftschraube bestellt, welche äußerst edel verarbeitet und mit lediglich 19,3 g extrem leicht ist. Bei der späteren Flugerprobung habe ich beide Luftschrauben gemessen und geflogen.

Der T-Motor wird rückwertig mit Abstandsscheiben aus Holz vor den Motordom geschraubt und mit Stoppmuttern gesichert. Für die Kühlung des Reglers liegen wie schon erwähnt gefräste EPP-Platten bei, aus denen man eine Airbox baut und diese dann mit Sekundenkleber am Motordom befestigt. Somit war es nicht nötig, den kleinen Lüfter am Regler zu montieren. Vor dem Seitenruder-Servo habe ich noch einen Bavarian Demon-Cortex montiert, um die ARS auch bei stärkerem Wind entspannt fliegen zu können. Da ich den CFK- Stab für die Verbindung der Höhenruder-blätter nicht benötigt habe, wurde er geteilt und als Verstärkung unter das Montagebrettchen des Cortex geharzt.

Die Schnellverschlüsse sichern die Tragflächenhälften am Rumpf. Kleine Stege am Kabinenhaubenrahmen sichern diese. So werden beim Aufsetzen der Haube die Flächen automatisch verriegelt – Fehlbedienung ausgeschlossen.
Die Schnellverschlüsse sichern die Tragflächenhälften am Rumpf. Kleine Stege am Kabinenhaubenrahmen sichern diese. So werden beim Aufsetzen der Haube die Flächen automatisch verriegelt – Fehlbedienung ausgeschlossen.
Die abgenommene Motorhaube offenbart auch am Motordom den konsequenten Leichtbau mit CFK-Verstärkungen und die EPP- Kühlluftführung für den Regler.

Haute Couture und mehr

Das Outfit der ARS bietet sich an, es mit einigen Aufkleben individueller zu gestalten. Ich habe mir dafür von JR-Foliendesign Aufkleber im Warbirdstyle anfertigen lassen und dazu noch ein paar Werbeaufkleber vom verwendeten Equipment aufgeklebt. Die Werte für die Ruderausschläge sind in zwei Größen in Grad in der Bauanleitung aufgeführt. Ich stelle mir als Daumenpilot mit kurzen Sticks immer relativ hohe Expo-Werte ein. So programmierte ich mir für die kleinen/großen Ausschläge jeweils 60/85% für das Querruder, 50/85% für das Höhenruder und 30/40% für das Seitenruder ein. Zu guter Letzt habe ich noch die Vollgasund Motor-Aus-Stellung am Regler eingelernt. Mit dem von mir eingesetzten TopFuel Power-X 6s 5.000 mAh mit 35C von Hacker lag meine ARS nun mit einem Abfluggewicht von 3.814 g knapp unter der Herstellerangabe von ca. 3.900 g. Den Schwerpunkt habe ich wie empfohlen auf die Mitte des Steckungsrohres gelegt und war nun bereit für das Date auf dem Flugplatz.

Gemeinsam am Flugplatz

Der Aufbau ist dank der Schnellverschlüsse für die Tragflächenhälften schnell erledigt. Die Verschlüsse werden nach dem Anstecken der Tragflächen einfach mit dem Finger herunter geschoben und später durch kleine Holzstege an der Kabinenhaube von oben gegen ein unbeabsichtigtes Öffnen gesichert. Wenn die Haube aufgesetzt wird, wird die Flächensicherung somit automatisch arretiert und kann nie vergessen werden.

Mit einigen zusätzlichen Aufklebern – z. B. im Warbird-Stil von JR-Foliendesign – kann ein ARF-Modell schnell ein außergewöhnliches und individuelles Finish erhalten.
Die oberen Kühlluftführungen für den Motor sind in der Motorhaube schon fertig eingeklebt.
Der Messerflug benötigt keine Mischer, die Fluggeschwindigkeit bestimmt den Anstellwinkel.
Die T-Motor CFK-Luftschraube bringt lediglich 19,3 g auf die Waage und ist makellos verarbeitet.

Das Anstecken des Flugakkus ist durch die große Rumpföffnung sehr komfortabel. Am Boden habe ich mit jeweils einem vollen Akku bei beiden Luftschrauben die Drehzahl und den Strom gemessen. Die dem Antriebsset beiliegende CFK/Kunststoff-Hybrid-Luftschraube drehte am Boden 9.100 1/ min bei 90 A und die superleichte CFK-Luft-schraube 9.000 1/min bei 81 A. Zum Erstflug habe ich die CFK-Luftschraube genommen und mir am Sender eine Uhr mit fünf Minuten Flugzeit programmiert.

Doch bevor es in die Luft ging, haben wir noch einige Fotos gemacht. Mein Vereinskollege Christian Klatzka hatte dafür seine ARS 300 in der orange/grau/weißen Variante mitgebracht und wir konnten die schicken Ladys zusammen fotografieren.

Auf geht’s…

Bei Elektro-Kunstflugmodellen stelle ich mir immer ein „Standgas“ ein, denn damit hat auch ein Elektromotor in den verschiedenen Figuren eine dynamischere Gasannahme. Zum Erstflug habe ich die kleinen Ruderausschläge gewählt. Mit Halbgas gestartet, hob die ARS nach wenigen Metern ab und fühlte sich sofort vertraut an. Schon nach wenigen Runden habe ich auf die großen Ruderausschläge umgeschaltet. Auch mit den großen Wegen war das Modell gut steuerbar. Das Abrissverhalten ist bei beiden Ruderausschlagsgrößen hervorragend – unbeabsichtigt überzogen, nimmt sie lediglich die Nase herunter und liegt sofort wieder an den Sticks.

Die ARS ist in zwei Farbvarianten erhältlich – mein Vereinskollege Christian Klatzka (r.) präsentiert die zweite Variante.

Die Ruder kommen sehr direkt und ich konnte gleich ein paar Kunstflugfiguren probieren.

Motor und Regler sind perfekt aufeinander abgestimmt und es kommt nicht der Wunsch auf, an der Gasannahme etwas ändern zu wollen. Bei Vollgas geht es mit Wucht nach oben, der T-Motor gibt dem Piloten mit seiner potenten Leistungsentfaltung in jeder Figur ein sicheres Gefühl. Das Flugverhalten ist in jeder Lage sehr har- monisch und es muss bei der eingestellten Schwerpunktlage auf dem Rücken fast nicht gedrückt werden. Es brauchen keine Mischer programmiert werden, das Modell hält die Flugrichtung im Messerflug mit etwas Seitenrudereinsatz sauber ein. Nach fünf Minuten habe ich dann die Landung eingeleitet und die ARS zeigte auch hier kei-ne Zicken und kam brav eingeschwebt. Bei weiteren Flügen habe ich die beiden Propeller verglichen: Der Hybrid-Propeller besitzt im unteren Drehzahlbereich weniger Durchzug, generiert aber eine höhere Endgeschwindigkeit. Der CFK-Propeller bietet im unteren Drehzahlbereich deutlich mehr Zugkraft und ermöglicht eine gute Endgeschwindigkeit. Hervorzuheben ist aber sein angenehmes Laufgeräusch. Deswegen blieb der CFK-Propeller dann für alle weiteren Flüge auf dem Motor.

Im Harrier liegt die ARS recht stabil, der Kreisel hilft, auch das letzte Flächenwackeln zu unterbinden.

Darf ich zum 3D-Tanz bitten?

Die ARS 300 kennt keine Grenzen, ob im klassischen Kunstflug, den 3D-Schwebefiguren oder den Extreme-Aerobatics-Figuren (XA): Das schnittige Modell beherrscht alle drei Stilrichtungen. Es wäre müßig, alle Kunstflugfiguren aufzuzählen, sie folgt immer sehr direkt den Knüppelvorgaben. Unarten waren nicht feststellbar und sie scheint in der Luft unzerstörbar.

Das Torquen wird zur Standardfigur und Überschläge gelingen auf engstem Raum. Die Rollgeschwindigkeit um die Längsachse ist auch bei langsamerer Geschwindigkeit noch sehr hoch. Das Flächenwackeln im Harrier zeigt sich in positiver Fluglage leicht und ist auf dem Rücken nicht zu verzeichnen. Im High-Alpha-Messerflug braucht nur mit Gas und Seitenruder gehalten werden, um auf Kurs zu bleiben. Trudelfiguren sind sehr gut einzuleiten und auch das Ausleiten ist unproblematisch. Wer sie beherrscht, kann Rifle Rolls mit atemberaubender Geschwindigkeit fliegen. Ich habe im FMT-Vi-deo zur ARS 300 auch ein paar Aufnahmen von 3D-Ass Christian Klatzka eingefügt, wo er das eindrucksvoll demonstriert.

Verliebt

Die 67“ ARS 300 von Skywing hat mein Herz im Sturm erobert. Die Baukastenqualität lässt keine Wünsche offen, der Hersteller hat viele großartige Features einfließen lassen. Die empfohlenen Servos arbeiten präzise, das Antriebsset ist sehr gut abgestimmt und passt perfekt zu der agilen Maschine. Sie ist schnell auf dem Flugplatz montiert, verlangt keine aufwändige Ladetechnik und benötigt für den sicheren Betrieb lediglich eine gepflegte Graspiste. Im Kunstflug kennt sie keine Grenzen und bietet dem Kunstfluganfänger wie dem Profi ein breites Spektrum. Egal ob beim 3D-Schauflug oder im Alltagsbetrieb – die Skywing ARS ist eine zuverlässige Partnerin.